Gesundheitsmanagement in Unternehmen

Gesundheitsmanagement – was ist das?

von Jenö Kleemann

Viele reden davon, und doch tun sich viele Unternehmer noch schwer damit, den Begriff Gesundheitsmanagement im Betrieb genauer zu definieren. Wir haben dies zum Anlass genommen, die Aspekte des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) in diesem Blogartikel genauer zu beleuchten. Dabei gehen wir speziell auf die wachsende Bedeutung der Verhältnisprävention ein, die im Gegensatz zur Verhaltensprävention im Unternehmen allen Mitarbeitern gleichermaßen zugutekommt.

Gesundheitsmanagement – was ist das?

Der Erfolg von Unternehmen hängt in hohem Maße von der Gesundheit und Motivation der Beschäftigten ab. Um dies zu optimieren, wurde das betriebliche Gesundheitsmanagement entwickelt. Es besteht aus der Anpassung betrieblicher Strukturen und Prozesse und hat das Ziel, die Gesundheit der Beschäftigten positiv zu beeinflussen und am Arbeitsplatz gesündere Rahmenbedingungen zu schaffen.

 

 

Doch ein effizientes BGM bietet darüber hinaus mehr, denn um wirklich wirksam zu sein, sollte es auch das Verhalten der Beschäftigten positiv verändern. Deshalb gibt es zwei parallele, in der Unternehmenswelt weit verbreitete Ansätze. Dabei ist ein Paradigmenwechsel zu beobachten, denn der Verhältnisprävention wird in vielen Unternehmen eine zunehmend wichtigere Rolle zugesprochen:

1. Die Verhaltensprävention

Die Verhaltensprävention stellt die Förderung eines gesundheitsbewussten Verhaltens
der einzelnen Mitarbeiter in den Mittelpunkt. Zu ihren Maßnahmen zählen unter anderem:

•  Aufklärungs- und Informationsmaßnahmen zu Gesundheitsthemen
•  Förderprogramme für mehr Bewegung oder eine bessere Ernährung

Bestandteile der Verhaltensprävention sind oftmals physische Übungen zur Stärkung der Muskulatur, Entspannungstechniken wie Yoga und Atemübungen oder die Ernährungsberatung für eine gesündere Nahrungsaufnahme. All diese Faktoren haben zum Ziel, den Menschen durch sein Verhalten gesünder zu machen. Ein Nachteil dieser Form des Gesundheitsmanagements ist, dass es nicht von allen Beschäftigten gleichermaßen angenommen wird. So kann es vorkommen, das sich Einzelne den Übungen verweigern oder nicht vorschreiben lassen möchten, was sie essen sollten.

2. Die Verhältnisprävention

Die Verhältnisprävention ist von derartigen Nachteilen kaum betroffen. Ihre Basis ist die Gestaltung gesundheitsförderlicher Arbeitsstrukturen im gesamten Unternehmen, um dort gesundheitliche Gefährdungsfaktoren zu minimieren. Dazu zählen beispielsweise:

•  der Abbau physisch und psychisch belastender Arbeitsbedingungen
•  die bewegungs- und gesundheitsfördernde Gestaltung des Arbeitsumfelds

Dabei werden die betrieblichen Abläufe am Arbeitsplatz so gestaltet, dass sie für die Gesamtheit der Mitarbeiter gesundheitsfördernd und vitalisierend wirken und Erkrankungen prophylaktisch entgegenwirken. Die Maßnahmen erfordern weniger Aktivität und Eigeninitiative von den Beschäftigten und betreffen von der Wirkung her alle von ihnen gleichermaßen.

Damit setzt sich die Verhältnisprävention von der herkömmlichen Verhaltensprävention ab. Trotzdem sind beide hervorragend dazu geeignet, Krankheiten effektiv vorzubeugen. Die auf die Gestaltung des Arbeitsumfeldes ausgerichtete Verhältnisprävention wird dabei jedoch zu einem immer wichtigeren Partner der auf das Individuum zielenden Verhaltensprävention.

Die Gesunderhaltung der Mitarbeiter steht im Mittelpunkt

Grundlegendes Ziel des Gesundheitsmanagements am Arbeitsplatz ist die Gesunderhaltung der im Betrieb Beschäftigten, die letztendlich zu einer Erhöhung der Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft führt.

Eine repräsentative Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts der AOK aus dem Jahr 2018 unter 2.000 Versicherten belegt, dass 98,4 Prozent der Befragten erklärten, dass ihnen im Job am wichtigsten sei, sich am Arbeitsplatz wohlzufühlen. Ist dies bei ihnen der Fall, so sinkt beispielsweise der Anteil der Angestellten mit Rücken- und Gelenkschmerzen von 38,1 auf 34 Prozent.

Zudem belegt die Studie, dass Maßnahmen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement die Motivation und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter erhöhen und zu weniger Fehltagen im Unternehmen führen. So setzt beispielsweise die Berliner Stadtreinigung seit 2017 auf die betriebliche Gesundheitsförderung. Dort ist man mit den Ergebnissen äußerst zufrieden: “Das Ergebnis (…) sind motivierte, zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die krankheitsbedingten Abwesenheiten sind um fünf Prozent gesunken“, so Anke Brinkmann, Leiterin des Gesundheitsmanagements im Unternehmen.

Das Fazit des Fehlzeiten-Reports 2018 der AOK fällt deshalb positiv aus:

“Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen sowie das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, sind Beschäftigten deutlich wichtiger als ein hohes Einkommen”. Erreicht werden diese Ziele durch eine ganze Reihe von Maßnahmen. Dazu zählt neben einer gesunden Ernährung sowie einer Unternehmenskultur und Führung, die die physische wie psychische Gesundheit der Beschäftigten in den Mittelpunkt stellt, vor allem das Thema Bewegung.

 

 

Nur zu gut bekannt sind die zahlreichen Gesundheitsprobleme beispielsweise durch stundenlanges Sitzen. So ging aus dem Report ebenfalls hervor, dass über 34,1 Prozent der Krankmeldungen von AOK-Mitgliedern auf Muskel-Skelett-Erkrankungen zurückzuführen waren.

Vorgesetzte sollten deshalb durch eine gesunde Führung positive Akzente setzen. So können die Mitarbeiter durch gezielte Maßnahmen zu mehr körperlicher Betätigung während der Arbeitszeit angeregt werden. Warum? Weil nur derjenige, der körperlich in Form ist, gute Leistungen erbringen kann. Ein gesunder Körper fördert wiederum das psychische Wohlbefinden und so indirekt auch die Arbeitsleistung.

Effizientes Gesundheitsmanagement beschränkt sich aber nicht nur auf bewegungsfördernde Konzepte. Es handelt sich vielmehr um einen ganzheitlichen Ansatz, der alle Prozesse im Unternehmen (z.B. Kommunikations- und Konfliktlösungsprozesse)
und – ganz wichtig – das Führungs- und Mitarbeiterverhalten am Arbeitsplatz umfasst.

Weitere Ziele des Gesundheitsmanagements im Unternehmen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

•  Mitarbeiter durch attraktive Arbeitsbedingungen an das Unternehmen binden
•  Senkung der Fluktuationsrate durch erhöhte Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen
•  Neue Mitarbeiter gewinnen („Employer Branding“)
•  Senkung von Krankenständen, Minimierung von Berufskrankheiten und Arbeitsunfällen (Stichwort „Work-Life Balance“)
•  Zufriedene Mitarbeiter vermitteln ein positives Bild des Unternehmens nach außen
•  Erhöhung des Marktwerts des Unternehmens

Ein erfolgreich umgesetztes betriebliches Gesundheitsmanagement erhöht durch die Förderung der Mitarbeitergesundheit die Unternehmensproduktivität.

Dies wird idealerweise erreicht, indem die vielfältigen Maßnahmen zur Gesunderhaltung und Gesundheitsförderung langfristig in die Unternehmensstrategie eingebunden werden, damit sie zu einem festen Bestandteil der “Unternehmens-DNA” werden.

Gesundheitsmanagement erfolgreich umsetzen

Welche Voraussetzungen sollten Sie beachten, wenn Sie betriebliches Gesundheitsmanagement am Arbeitsplatz einführen möchten?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Gesundheitsmanagement und Prävention

Eine effektive Umsetzung des betrieblichen Gesundheitsmanagements ist nur möglich, wenn im Unternehmen eine „Kultur der Prävention“ entwickelt und praktiziert wird.

Prävention zielt darauf ab, Probleme erst gar nicht entstehen zu lassen, da eine Behebung bereits entstandener Probleme aufwändiger als das Verhindern ist.

Diese Präventionskultur umfasst drei Handlungsfelder:

•  Unternehmenskultur
•  Organisationsentwicklung
•  Personalmanagement

2. Beteiligung (Partizipation) aller Akteure

Beschäftigte, Führungskräfte und Personalvertretungen müssen an einem Strang ziehen. Ohne eine betriebsübergreifende Akzeptanz kann die betrieblich Gesundheitsprävention nicht funktionieren, deshalb sollen alle Beteiligten von Anfang an in die Entwicklung und Umsetzung eingebunden werden.

Gemeinsame Visionen, Ziele, Überzeugungen, Werte und Regeln schaffen Motivation und sichern den langfristigen Erfolg der Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung.

3. Information und Kommunikation müssen gewährleistet werden

Damit im Unternehmen eine gesundheitsförderliche Kultur entstehen kann, müssen Sie informieren und kommunizieren.
Ein zielgruppengerechtes und eindeutiges Marketing nach innen und außen schafft Wiedererkennungswerte und fördert die Akzeptanz.

4. Stellen Sie die Qualifizierung der eingebundenen Mitarbeiter sicher

Gesundheitsmanagement für Firmen kann ohne die Qualifizierung der beteiligten Akteure nicht funktionieren.

5. Dokumentation sorgt für nachhaltigen Erfolg

Dokumentieren Sie Prozesse und Strukturen regelmäßig und eindeutig, um einen nachhaltigen Erfolg sicher zu stellen.

Ansätze für Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung

Wer erfolgreich durch Gesundheitsmanagement werden will, dem steht ein ganzer, von Eurocres speziell entwickelter Maßnahmenkatalog zur Verfügung. Dabei wird generell zwischen Maßnahmen zur Verhaltensprävention und zur Verhältnisprävention unterschieden.

Über die Verhaltensprävention sollen Gewohnheiten, Einstellungen und Handlungsweisen der Mitarbeiter beeinflusst werden, so dass langfristig Krankheiten vermieden werden können. Die Präventionsmaßnahmen betreffen Risiken, auf die der Mitarbeiter persönlich durch seine Lebensweise einwirken kann. Die Verhaltensprävention soll die Beschäftigten über eine positive Beeinflussung in den Bereichen Ernährung, Bewegung und Umgang mit Stress und Suchtmitteln zu einem nachhaltig gesunden Lebensstil befähigen.

Die Verhältnisprävention setzt am Arbeitsplatz und der Arbeitsorganisation an. Dabei wenden Unternehmen verstärkt bewegungsfördernde Konzepte, wie z.B. das Gesundbüro – The ActiveOffice®-Konzept von EUROCRES an.
Bei diesem innovativen Konzept handelt es sich um ein von Eurocres entwickeltes, zukunftsweisendes Planungskonzept für das betriebliche Gesundheitsmanagement. In ihm werden die Sitzwelten in Unternehmen in ganzheitlich gesundheits- und bewegungsfördernde Arbeitswelten umgestaltet. Diese zeichnen sich durch eine große prophylaktische Wirkung aus und fußen auf der Integration von selbstanimierenden Bewegungsangeboten in bestehende Gebäude, Grundrisse und Büroabläufe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf diese Weise werden ohne zusätzlichen räumlichen und zeitlichen Mehraufwand ALLE Mitarbeiter gleichermaßen erreicht – auch die, die sportlich kaum aktiv sind. Die wirksame Vorbeugung gegen physische und psychische Krankheitsbilder in der Belegschaft sowie eine Steigerung der Mitarbeitermotivation sind die direkten Folgen des innovativen Gesundbüro – The ActiveOffice®-Konzepts.

Bereits 88.000 Arbeitsplätze wurden im Rahmen der Gesundbüro – The ActiveOffice®-Maßnahmen optimiert. Das Konzept ist von der Berufsgenossenschaft (VBG) anerkannt.

81% der Nutzer geben an, sich durch die realisierten Maßnahmen beweglicher zu fühlen, 75% sind insgesamt zufriedener und 63% fühlen sich motivierter.

Aber auch die Organisation von Abläufen, Arbeitszeiten, Gruppen- und Teamarbeit etc. stehen im Fokus des betrieblichen Gesundheitsmanagements.

Ganz wichtig sind ebenfalls Themen wie Karriereplanung, Mitarbeiter- und Führungskräfteentwicklung, Qualifizierung und Schaffung von Kompetenzen.

Mitarbeitergespräche und Zielvereinbarungen erhöhen die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen. Coaching und Mentoring sollen Mitarbeiter motivieren, betriebliche Sozialleistungen erhöhen die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber.

Gesundheitsmanagement für Führungskräfte

Der Umgang von Führungskräften mit Mitarbeitern beeinflusst deren Gesundheit, Motivation und Leistungsbereitschaft enorm. Fehlendes Vertrauen, unzureichende Führungsqualifikation, mangelnde Anerkennung der Leistungen der Mitarbeiter – dies sind nur einige wenige Beispiele für potentielle Gefahrenquellen für die Gesundheit und Motivation der Beschäftigten.

Andererseits stehen Führungskräfte selbst nicht selten unter erheblichem Druck. Gestressten Führungskräften fehlt oftmals die erforderliche Gelassenheit, um gesundheitsgerecht zu führen.

Deshalb setzt verantwortungsvolles Gesundheitsmanagement auch bei den Führungskräften an. Denn Sie haben eine Vorreiterrolle: sind Führungskräfte befähigt, mit Belastungen gesund umzugehen, dann sind es Beschäftigte meistens auch. Durch Mentoring und Coaching können zum Beispiel Führungsqualitäten kontinuierlich weiterentwickelt werden.

Gesundheitsmanagement in Deutschland

Das betriebliche Gesundheitsmanagement liegt auch in Deutschland im Trend. Mittlerweile bieten mehr als 60 Prozent der deutschen Unternehmen Ihren Mitarbeitern bereits gesundheitsfördernde Programme an. Hauptgrund dafür ist der erwiesene Beitrag der Mitarbeiter zur Steigerung der Leistungsbereitschaft und zur Senkung von Fehlzeiten.

Hin zu kommt, dass sich die steuerlichen Rahmenbedingungen geändert haben: Seit 2008 werden Unternehmen bei der Förderung der Mitarbeitergesundheit steuerlich unterstützt (Quelle: Bundesministerium für Gesundheit). So können sie seitdem jährlich pro Mitarbeiter bis zu 500 Euro lohnsteuerfrei für Maßnahmen zur Gesundheitsförderung bereitstellen.

Zwei Sichtweisen

Die internationale Studie „Staying@Work“ von Willis Towers Watson aus 2015, an der 37 Unternehmen und sowie 2.281 Arbeitnehmer aus Deutschland teilnahmen, zeigt jedoch, dass Arbeitgeber und Beschäftigte ganz unterschiedliche Sichtweisen auf das Thema Gesundheitsförderung haben.

Während Unternehmen sich stark auf eine Förderung der Work-Life Balance fokussieren, sehen Arbeitnehmer hauptsächlich Personalengpässe als krankmachende Faktoren an.

Daraus resultiert, dass die Teilnahmequoten an betrieblichen Gesundheitsprogrammen in Deutschland nur bei ca. 30% liegen – die Maßnahmen zur Gesundheitsförderung gehen also am Bedarf der Arbeitnehmer zum größten Teil vorbei.

Mangelndes Vertrauen in den Arbeitgeber und fehlende Unterstützung durch Vorgesetzte wirken sich laut Aussagen der Beschäftigten sehr stark negativ auf Gesundheit und Leistungsbereitschaft aus.

Um die Mitarbeiterzufriedenheit durch Gesundheitsmanagement in deutschen Unternehmen weiter zu fördern, ist also noch einiges zu tun.

Es geht darum, eine gesundheitsfördernde Unternehmenskultur zu entwickeln, die Maßnahmen zur Gesundheitsförderung stärker am Bedarf der Mitarbeiter zu orientieren und so nachhaltige Konzepte für mehr Produktivität zu schaffen.

Unser Fazit

Mit gesunden Mitarbeitern zu unternehmerischem Erfolg – das ist machbar und erstrebenswert, bedarf jedoch eines strukturierten und auf Kontinuität ausgelegten Ansatzes.

Möchten Sie mehr zum Thema Gesundheitsmanagement erfahren, so vereinbaren Sie hier einen Beratungstermin mit Jenö Kleemann, Managing Partner Eurocres Consulting. Zusätzliche Informationen finden sie unter folgenden Links:

ActiveOffice®
Roadmap Gesundheitskultur

(Fotos Christine Beneke, Ralf Grosser, Sparkasse Rhein-Nahe, iStock) 

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